Muslimisches Modell verlässt das Rampenlicht für ihre Religion

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Halima Aden hat beschlossen, nicht mehr an Modeschauen teilzunehmen, weil sie glaubt, dass die Arbeit in dieser Branche sie gezwungen hat, ihre religiösen Überzeugungen zu gefährden. Vier Jahre zuvor war die junge Frau berühmt geworden, als sie das erste Model geworden ist, das Hidschab zur Wahl zu einem Schönheitswettbewerb trug.

Doch nachdem Halima Aden jahrelang große Erfolge auf den größten Laufstegen dieser Welt feierte, entschloss sich das Modell ihre Karriere an den Nagel zu hängen. Gründe dafür gab es mehrere, doch der größte Grund war ihr Hidschab. Hier erzählt Halima Ades, wie ihre Familie zu ihrer Karriere steht, warum sie alles aufgibt und wie es in der Zukunft für sie weitergehen soll.

1. Was ist ein Hidschab?

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Der Hidschab ist ein Kopftuch, das von einigen Frauen muslimischen Glaubens getragen wird, bezieht sich aber auch auf die konservative Kleidung von Frauen im Islam. Das Gesicht ist sichtbar und die Haare und der Hals sind bedeckt.

Die Burka bedeckt den ganzen Körper und ist die radikalste Form der Kleidung in der islamischen Tradition. Es wird am häufigsten in zentralasiatischen Ländern und in Afghanistan getragen.

Der Niqab ist eine mildere Version der Burka, das schwarze Tuch bedeckt Kopf und Gesicht, aber die Augen sind sichtbar. Dann gibt es noch einen Ganzkörpermantel, der mit einem kleinen Schal am Kopf getragen wird, und der Khimar ist ein langer Schleier, der bis zur Taille reicht.

2. Wie Halima Aden trotz Hidschab zum Modell wurde

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Aden war vier Jahre zuvor als Kandidatin zur Miss Minnesota Wahl mit ihrem Hidschab angetreten. Sie erschien dann auf dem Cover der britischen Vogue und bald auf dem Laufsteg der New York Fashion Week.

Sie war als erstes Modell mit einem Hidschab und schwimmend in einem Burkini, die den ganzen Körper bedeckt, in der jährlichen Ausgabe von Sports Illustrated abgebildet.

Zahlreiche Twitter-Nutzer lobten Aden dafür, sich gegen die Modebranche zu behaupten. Und obwohl sie sich gegen die harten Kriterien in der Modewelt durchsetzte und zur ernsten weltweiten Konkurrentin für die berühmtesten Models der Welt wurde, gab sie ihre Karriere auf. Ihre Gründe erzählt sie nun der ganzen Welt.

3. Was sie jetzt darüber denkt

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Mit mehreren Posts äußerte sich das Modell zu ihren Einstellungen und Gründen, weswegen sie ihre Karriere dauerhaft beendete. „Ich kann mir nur vorwerfen, dass ich der Gelegenheit, die sich mir bot, mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe als dem, was wirklich auf dem Spiel stand“, schrieb Aden, eines der ersten Modelle, das bei der Präsentation von Produkten der Modebranche einen Hijab trug.

Trotz des enormen Erfolgs, den Aden erfuhr, hatte sie bemerkt, dass sie dadurch nicht glücklich wurde. In einem Beitrag mit einem Foto von ihr und ihrer Mutter schrieb Aden: „Durch meine Karriere habe ich den Weg zu meinem Glauben verloren.“ Die junge Frau will sich jetzt aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

4. Wie der Islam die Bedeutung des Hidschab sieht

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Der Begriff Hidschab im engeren Sinne wird als Synonym für das Bedecken von Haaren mit einem Kopftuch und im weiteren Sinne als besonderer Kleidungsstil verwendet, der den islamischen Normen entspricht. Der Hidschab ist eine der grundlegenden religiösen Verpflichtungen jeder erwachsenen muslimischen Frau. Halima hat sich dafür entschieden, dieser Tradition zu folgen und den Hidschab zu tragen.

Wenn es um den Hidschab geht, das heißt um das Bedecken der Haare, ist der diesbezügliche Befehl ausdrücklich im Koran enthalten. Die Schulen des Islam geben dem Hidschab eine breitere Symbolik und Bedeutung und präsentieren ihn als Symbol für Bescheidenheit, Privatsphäre und Moral. Im Islam wird der Hidschab als „Schutzschild“ jeder muslimischen Frau verstanden.

5. Der Drang zur Freiheit

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Millionen Frauen dieser Welt tragen Kopftuch. Sie wissen, dass der Islam für jede volljährige Frau ein Kopftuch vorsieht. Das soll die Moral der Frau vor dem Druck der Öffentlichkeit schützen. Durch die Verkleidung des weiblichen Körpers soll eine falsche Moral und der Gedanke an Sexualität vor der Eheschließung verhindert werden. Der Islam ist hier besonders streng.

Halima Aden war aber erst 18 Jahre alt, als sie Modell werden wollte. Zwar legte sie ihre Kopfbedeckung hierfür nicht ab, sie ging aber häufig Kompromisse ein, um beides zu verbinden. Die Modewelt nahm sie an, zwang ihr aber auch verschiedene Dinge auf, wie sie sagt.

6. Wie man als Modell mit Kopftuch arbeitet

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Bei jedem Shooting kam Halima Aden mit Kopftuch. Sie zog sich weder vor der Kamera aus, noch ging sie jemals einen Kompromiss ein, in dem sie ihren Hidschab abnehmen sollte. Auch bei der Bademode trug sie nur Sachen, die im Islam erlaubt sind. Trotzdem gab es Momente, in denen sich die junge Muslima nicht wohlfühlte.

Beispielsweise gibt es Bilder von ihr, auf denen ihre Kopfbedeckung durch Federn und ein Tuch ersetzt wurde, um das perfekte Bild zu kriegen. Ihrer eigenen Aussage zufolge schämt sie sich für dieses Bild. Sie sagt, dass sie es zu übertrieben findet. Und das ist nicht die einzige Situation, in der ihr der Job über den Kopf gewachsen ist.

7. Wo kommt Halima Aden eifentlich her?

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Sie ist die Tochter somalischer Eltern, die als Flüchtlinge in die USA einreisten. Sie verbrachte ihre Kindheit und ihre Schulzeit in den USA, wuchs in einem behüteten Elternhaus auf und genoss all die Vorzüge des amerikanischen Kleinstadtlebens. Später wurde sie den Wunsch nicht los, nach New York zu gehen, Karriere zu machen und berühmt zu werden.

Ihre Eltern waren von Anfang an gegen einen solchen Weg. Halima Aden sagte sogar einmal, dass ihre Mutter ihr sofort gesagt hätte, dass ein Schönheitswettbewerb und eine Modelkarriere nichts für eine muslimische Frau sind. Das wäre gegen die Religion und sie sollte es sein lassen.

8. Die ersten Erfolge sprachen für sich

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Niemals hätte Halima Aden damit gerechnet, dass sie so erfolgreich als Modell durchstarten würde. Die Vorurteile, die die Menschen Frauen mit Hidschab gegenüber haben, würden ihr eine Karriere als Modell unmöglich machen. Doch sie wollte es versuchen, weil es ihr großer Traum war.

Viele bösen Zungen behaupten, jetzt, dass die junge Frau schlicht und einfach genug Geld verdient hat und sich deswegen zurückzieht aus dem Business. Ob das jedoch die Wahrheit ist, werden wir wohl nie erfahren. Was aber ohne Zweifel einzigartig ist, ist der Mut dieser Frau, sich der Welt zu stellen und allen zu zeigen, dass die Schönheit viele verschiedene Formen haben kann.

9. Weg vom eigenen Glauben

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Das jetzt frühere Modell drückte aus, dass sie, wenn sie so weitergemacht hätte, möglicherweise sogar den Hidschab komplett abgenommen hätte, und sie hat sich daher entschlossen, die Branche anmutig zu verlassen, um ihre eigene Einstellung zu retten.

Daher kündigte sie ihren Abschied von der Modebranche an – weg von all den Millionen und einer Branche, von der viele nur träumen.

Obwohl ihr Recht, ihren Hidschab zu tragen, von Beginn ihrer Karriere, ein verhandelbarer Bestandteil ihres Model-Vertrags war und sie nie daran geglaubt hatte, dass sie sich an die Standards der westlichen Gesellschaft halten musste, um erfolgreich zu sein, kam die UNICEF-Botschafterin zu dem Schluss, dass sie die Modelkarriere vom Glauben abhält.

10. Was nun ohne Modell Vertrag?

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Warum sich Halima Aden dazu entschlossen hat, ihre so erfolgreiche Laufbahn als Modell aufzugeben, ist wohl klar. Doch was plant sie jetzt, wo sie nicht mehr auf die vielen Engagements Verlass hat? Halima Aden kann man sich schwer bei einem Bürojob vorstellen. Das wunderschöne Ex-Modell wäre wohl eher zur Designerin geeignet.

Da sie ohnehin eine eigene Hidschab Kollektion entworfen hat, wird sie vielleicht in diesem Bereich mehr machen. Wir können uns jedenfalls gut vorstellen, dass die junge Frau jetzt mit der nötigen im Model-Business ausreichend Wissen besitzt, um auch hinter der Kamera und fern von der Öffentlichkeit eine erfolgreiche Karriere zu starten.

11. Die Pläne für die Zukunft

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Halima Aden will sich jetzt erst einmal komplett aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und sich ihrer Familie widmen. Diese ist übrigens sehr stolz auf die mittlerweile 23-jährige junge Frau. Ihre Mutter findet, dass sie die Entscheidung aus dem Modell Business auszusteigen schon viel früher hätte treffen sollen, weil es sich für eine gläubige Muslima nicht gehört, sich in der Öffentlichkeit aufreizend zu präsentieren.

Wir finden die Bilder der Halima Aden jedenfalls geschmackvoll und sehr gelungen. Es ist wenig wahrscheinlich, dass jemand diese Bilder für zu übertrieben halten könnte. Aber die Meinungen scheiden sich eben. Bleibt abzuwarten, ob wir die schöne Halima bald wieder sehen werden.