
Manche Aufträge wirken harmlos, fast glamourös. Ein Tag am Meer, ein spektakuläres Setting, Kameras – und ein Model im Mittelpunkt. Doch hinter solchen Drehs kann sich eine Realität verbergen, die weit gefährlicher ist, als sie scheint.
Was passiert, wenn Routine und Verantwortung versagen, wenn Sicherheit durch Leichtsinn ersetzt wird – und wenn niemand mehr eingreifen kann? In einem Fall, der gerade ganz Europa erschüttert, wird deutlich, wie schnell ein vermeintlicher Werbegag zur tödlichen Falle werden kann. Eine junge Frau verliert ihr Leben in einem Moment, der eigentlich nur Aufmerksamkeit für ein Urlaubsparadies erzeugen sollte. Was als „spektakuläre Aufnahme“ gedacht war, endete in einem Albtraum – und einer offenen Frage nach Schuld, Sinn und Schutz.
1. Ein Werbedreh am Meer – scheinbar harmlos

Die Idee klingt nach Sommer, Sonne, Freiheit: Ein junges Model gleitet mit einem Parasail über das türkisfarbene Meer. Alles wird gefilmt – für einen Werbeclip, der Reiselust wecken soll. Die Location: Budva, an der Adriaküste Montenegros.
Hier soll Tijana Radonjic, gerade einmal 19 Jahre alt, eine Leichtigkeit und Lebensfreude verkörpern, wie sie Social-Media-Videos oft darstellen. Bikini, Wind in den Haaren, Kamera läuft. Doch was sich als lockerer PR-Auftritt tarnt, ist in Wahrheit eine körperlich und psychisch anspruchsvolle Situation – besonders für jemanden ohne Vorerfahrung. Die Gefahr schwebt mit – wortwörtlich. Noch ahnt niemand, wie dramatisch dieser Tag enden wird.
2. Der Moment, der alles verändert

Die Szene beginnt wie geplant. Tijana wird angeschnallt, wirkt laut Augenzeugen ruhig und gut gelaunt. Doch kurz nachdem das Boot sie in die Luft zieht, ändert sich alles. In etwa 45 Metern Höhe beginnt sie, Panik zu zeigen.
Sie zerrt an ihrer Ausrüstung, ruft „Lasst mich runter!“ – ihre letzten hörbaren Worte. Dann löst sie offenbar in einem Anfall von Angst ihre Sicherung, darunter den Hüftgurt. Wenige Sekunden später stürzt sie in die Tiefe. Dieser Moment, festgehalten auf Video, verbreitet sich rasant – und schockiert eine ganze Region. Die Frage, die sich sofort stellt: Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und warum war niemand in der Lage, rechtzeitig zu reagieren?
3. Panik in der Luft: Ein Albtraum ohne Rückweg

Parasailing ist eine Extremsportart – auch wenn es oft harmlos aussieht. Für Anfänger*innen kann die Situation enorm belastend sein: Höhe, Geschwindigkeit, Kontrollverlust. Besonders gefährlich wird es, wenn jemand in Panik gerät.
Bei Tijana scheint genau das passiert zu sein. Laut Zeugenaussagen habe sie instinktiv versucht, sich aus der Ausrüstung zu befreien, möglicherweise im Glauben, dadurch sicher am Boden zu landen. Doch das Gegenteil trat ein: Die gelösten Gurte führten zum freien Fall. In einem Moment, der vielleicht nur Sekunden dauerte, verlor sie jede Chance auf Rettung. Solche Panikreaktionen sind medizinisch dokumentiert – umso unverständlicher, warum keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. Denn: Unwissenheit in der Luft kann tödlich enden.
4. Keine Erfahrung – keine Sicherung

Tijana hatte laut Medienberichten keinerlei Erfahrung mit Parasailing. Umso erschütternder ist die Tatsache, dass sie offenbar allein, ohne professionelle Begleitung, in die Luft geschickt wurde. Kein Tandempartner, keine doppelte Sicherung – nur sie, das Boot, der Gurt.
Warum ein junges, unerfahrenes Model ohne jegliches Training so exponiert eingesetzt wurde, bleibt bislang unbeantwortet. Besonders bei Werbeaufnahmen, die visuell spektakulär sein sollen, besteht oft Zeit- und Erfolgsdruck. Doch das darf niemals auf Kosten der Sicherheit gehen. Dieser Vorfall zeigt brutal deutlich, wie schnell aus Leichtsinn eine unwiderrufliche Tragödie werden kann – und wie dringend klare Standards für solche Shootings gebraucht werden.
5. Wer trägt die Verantwortung?

Die Ermittlungen zum Vorfall laufen. Das Unternehmen, das den Dreh organisiert hat, ist bisher nicht öffentlich genannt worden – ebenso wenig wie die Verantwortlichen vor Ort. Doch die Fragen werden lauter: Wer war für die Sicherheit zuständig?
War ein professionelles Team anwesend? Gab es eine Risikobewertung? Warum wurde keine Zusatzsicherung eingebaut, kein Begleiter mitgeschickt? Je mehr Details ans Licht kommen, desto klarer wird: Dieser Vorfall war kein reiner Unfall – er war das Resultat einer ganzen Kette von Versäumnissen. Und auch wenn Tijana selbst den Gurt löste: Die Verantwortung liegt bei denen, die sie in diese Lage gebracht haben. Rechtlich wie moralisch.
6. Die Kraft der Bilder – und ihr Preis

Der Vorfall wurde gefilmt – nicht nur vom Produktionsteam, sondern auch von schockierten Augenzeugen am Strand. Die Aufnahmen zeigen den Sturz, den Schrei, den Moment des Grauens. Innerhalb weniger Stunden kursierten die Clips im Netz.
Was macht das mit uns? Mit einer Gesellschaft, die Bilder teilt, bevor sie innehält? Mit Familien, die vom Tod ihrer Tochter auf Instagram erfahren? Und mit Menschen, die irgendwann nicht mehr unterscheiden können zwischen echtem Schmerz und medialer Sensation? Der Fall Tijana ist auch ein Spiegel: für unsere Bildkultur, für unseren Umgang mit Tragödien – und für die Frage, wo Würde aufhört, Klicks zu generieren.
7. Der Preis der Selbstdarstellung

Social Media hat neue Maßstäbe gesetzt – für Schönheit, Mut, Abenteuer. Auch Tijana war dort aktiv, zeigte ihr Leben, ihren Körper, ihre Karriere. Wer online präsent ist, ist oft Druck ausgesetzt, ständig zu liefern – aufregender, mutiger, ästhetischer.
Auch Firmen greifen diesen Trend auf: Sie suchen Gesichter, die viral gehen. Junge Models, die etwas wagen – für Aufmerksamkeit, Reichweite, Emotion. Doch dieser Fall zeigt, wie gefährlich es werden kann, wenn Inhalte wichtiger werden als Menschenleben. Wenn Unternehmen mehr auf Inszenierung achten als auf Sicherheit. Tijana war nicht leichtsinnig – sie war ein Teil eines Systems, das Risiken zu oft in Kauf nimmt. Der Preis war ihr Leben.
8. Was wir aus diesem Fall lernen müssen

Tijana Radonjics Tod ist ein Schock. Und er darf nicht einfach in den nächsten Hashtag verschwinden. Dieser Fall muss Konsequenzen haben – juristisch, organisatorisch und gesellschaftlich. Denn er zeigt: Sicherheit ist kein Bonus, sondern Grundvoraussetzung.
Gerade bei Drehs, gerade mit jungen Menschen, gerade in riskanten Situationen. Es braucht klare Vorschriften, professionelle Begleitung und vor allem: die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – bevor es zu spät ist. Vielleicht kann Tijanas Geschichte zumindest dazu führen, dass andere geschützt werden, bevor sie in die gleiche Lage geraten. Der Preis für Versäumnisse war in diesem Fall ein Menschenleben. Und das ist einer zu viel.