
Die politische Debatte dreht sich oft um große Themen – Migration, Wirtschaft, Klima. Doch es gibt Fragen, die den Alltag vieler Menschen betreffen, ohne regelmäßig im Rampenlicht zu stehen. In einem aktuellen Podcast äußert sich eine prominente Politikerin zu einem Aspekt, der vielen Frauen bekannt vorkommen dürfte – und doch selten so offen benannt wird.
Es geht um das Gefühl von Sicherheit im öffentlichen Raum, um Wahrnehmung und Realität, um strukturelle Ursachen statt oberflächlicher Zuschreibungen. Was sie sagt, ist deutlich – und sorgt für Diskussionen. Dabei lohnt sich ein genauerer Blick: Woher kommt die Angst? Wer trägt Verantwortung? Und was kann politisch getan werden?
1. Ein Zitat, das aufrüttelt

In einem Gespräch sagt die Co-Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek einen Satz, der nicht unbemerkt bleibt. Er ist klar, direkt und berührt ein Thema, das viele nur leise ansprechen. Sie benennt ein Problem, das tief in unserer Gesellschaft verwurzelt ist – und das viele Frauen täglich spüren. Es geht nicht um Parteipolitik, sondern um Alltagsrealität.
Um das Gefühl, abends alleine unterwegs zu sein – und um die damit verbundene Unsicherheit. Das Zitat trifft einen Nerv, weil es eine unbequeme Wahrheit ausspricht. Und genau deshalb wird es diskutiert, kritisiert – und für viele auch bestätigt. Ein Einstieg, der mehr Fragen aufwirft als beantwortet.
2. Die Nacht gehört nicht allen

Viele Frauen fühlen sich im Dunkeln unwohl – unabhängig vom Ort. Ob in Großstädten, Kleinstädten oder auf dem Heimweg: Sobald es Nacht wird, verändert sich das Gefühl für Sicherheit. Der Griff zum Schlüsselbund in der Jackentasche, das bewusste Vermeiden dunkler Gassen, der prüfende Blick über die Schulter – all das ist für viele Alltag.
Studien zeigen: Frauen schränken ihr Verhalten ein, um Risiken zu minimieren. Diese Angst ist kein subjektives Empfinden einzelner, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Und sie hat Folgen – für Bewegungsfreiheit, Gleichberechtigung und Lebensqualität. Wer abends Angst hat, lebt nicht frei. Ein Zustand, der längst Thema politischer Debatten sein sollte.
3. Männer als strukturelles Problem?

„Das Problem sind Männer“, sagt Reichinnek – und spricht damit gezielt die Täterperspektive an. Es geht nicht darum, pauschal zu verurteilen, sondern strukturelle Realitäten zu benennen. Statistiken stützen diese Sichtweise: Die Mehrheit sexueller Übergriffe wird von Männern begangen, meist aus dem nahen sozialen Umfeld.
Doch auch im öffentlichen Raum prägt männliches Verhalten das Sicherheitsempfinden. Entscheidend ist: Frauen fürchten nicht einzelne Gruppen – sondern Männlichkeit als Machtstruktur. Ob migrantisch oder nicht, sei dabei zweitrangig, betont Reichinnek. Die Angst ist geschlechterbasiert, nicht herkunftsbezogen. Ein Punkt, der differenzierte Diskussionen erfordert – fernab von populistischen Verkürzungen.
4. Warum Herkunft nicht der Punkt ist

Reichinnek macht deutlich, dass es nicht um die Herkunft der Männer geht. Frauen hätten keine Angst vor bestimmten ethnischen Gruppen, sondern vor männlicher Gewalt an sich. Das rückt den Fokus weg von integrationspolitischen Debatten und hin zu geschlechterspezifischer Gewaltprävention.
Studien bestätigen: Täter kommen aus allen sozialen und kulturellen Schichten. Die Konzentration auf „fremde Männer“ sei oft ein politisches Ablenkungsmanöver – das der Realität nicht gerecht wird. Vielmehr müsse über toxische Männlichkeitsbilder, Machtstrukturen und Prävention gesprochen werden. Eine ehrliche Analyse beginnt dort, wo Stereotype enden. Genau das fordert Reichinnek mit ihrer Aussage ein – und trifft damit einen wunden Punkt.
5. Weibliche Freiheit als politische Aufgabe

Wenn sich Frauen im öffentlichen Raum nicht sicher fühlen, ist das ein Demokratiedefizit. Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung für Teilhabe – und damit ein politisches Thema. Wer abends nicht joggen geht, weil er Angst hat, oder auf Partys verzichtet, lebt eingeschränkt.
Die Verantwortung dafür liegt nicht bei den Frauen – sondern im System. Es braucht gezielte Maßnahmen: bessere Beleuchtung, geschulte Polizei, Aufklärung über sexuelle Übergriffe – und langfristig ein Umdenken in der Erziehung. Politik muss Räume schaffen, in denen sich alle frei bewegen können. Die Sicherheit von Frauen ist kein Randthema, sondern eine zentrale Gerechtigkeitsfrage.
6. Reaktionen zwischen Zustimmung und Empörung

Reichinneks Aussage hat ein breites Echo ausgelöst – von Zuspruch bis Ablehnung. Viele Frauen fühlten sich gehört und verstanden. Endlich werde ausgesprochen, was sie seit Jahren erleben. Andere warfen ihr vor, Männer pauschal zu verurteilen. Doch die Diskussion zeigt: Es besteht Redebedarf.
Nicht über Einzelgruppen, sondern über Machtverhältnisse, über Rollenbilder, über Gewalt. Dass die Debatte emotional geführt wird, ist verständlich – und wichtig. Denn wer nie Angst hatte, kann sie leicht relativieren. Doch das ändert nichts an der Tatsache: Viele Menschen, vor allem Frauen, fühlen sich nachts unsicher. Und das ist ein gesellschaftliches Problem, das benannt werden muss.
7. Was sich jetzt ändern muss

Die Debatte darf nicht bei Schlagzeilen stehen bleiben – sie braucht Konsequenzen. Es reicht nicht, Gewalt zu verurteilen. Es braucht Aufklärung in Schulen, geschlechtersensible Stadtplanung, verpflichtende Fortbildungen für Sicherheitskräfte. Auch Täterarbeit gehört dazu: Warum verhalten sich manche Männer bedrohlich?
Wie kann man das verhindern? Der Fokus muss weg von Symptomen und hin zu Ursachen. Frauen sollen nicht länger lernen, wie sie sich schützen – Männer sollen lernen, was Respekt bedeutet. Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Nur so wird aus der Diskussion Veränderung. Und nur so kann echte Sicherheit entstehen – nicht nur auf dem Papier, sondern auf der Straße.