Eine Frau, die sich in den Himmel baut: Wie Marianne Legenstein nach einem tragischen Verlust erst ihre Familie und dann ein ganzes Unternehmen aufrichtet.
Der Schicksalsschlag, der alles veränderte

Im Juli 2024 verlor Marianne Legenstein völlig unerwartet ihren Ehemann und Firmengründer Hannes Legenstein – daheim blieb sie mit einem Kleinkind und einem Neugeborenen zurück. Plötzlich stand die 35-Jährige vor einem doppelten Abgrund: Trauerarbeit und Unternehmerinnentum.
Doch schon in den ersten Tagen nach der Beerdigung stellte sie klar, dass das Lebenswerk ihres Mannes nicht ebenfalls begraben werden würde. „Das Dach, das Hannes aufgebaut hat, darf keinem Sturm weichen“, sagte sie damals leise zu ihren engsten Vertrauten.
Als sie diese Worte aussprach, ahnte niemand, wie konsequent sie ihnen folgen würde – doch genau das verrät die nächste Geschichte.
Die Entscheidung, das Werkzeug selbst in die Hand zu nehmen

Keine gelernte Dachdeckerin, keine Meisterprüfung, keine Ahnung von Kalkulationssoftware – nur ein Studium des Bauingenieurwesens, jede Menge Verantwortungsgefühl und ein eiserner Wille. Dennoch übernahm Marianne bereits zwei Wochen nach dem Todesfall offiziell die Geschäftsführung, meldete sich umgehend zu sämtlichen Fachkursen an und stellte den Fortbestand der Baustellen sicher.
Mitarbeiter, die sich zunächst nach neuen Jobs umsahen, blieben, als sie merkten, wie transparent ihre neue Chefin kommunizierte: Alle Löhne wurden pünktlich gezahlt, offene Angebote blitzschnell nachverhandelt.
Wie sie innerhalb von nur zwölf Monaten vom Lehrling zur geprüften Dachdeckermeisterin wurde, zeigt das nächste Kapitel.
Lehrjahre im Zehn-Minuten-Takt

Tagsüber leitete sie Baustellen, nachts paukte sie Statik und Normen: Im Februar 2025 legte Marianne ihre Meisterprüfung ab – mit Auszeichnung. Parallel beantragte sie neue Gewerbeberechtigungen; am 5. Februar 2024 war bereits die Handelslizenz erteilt worden, die handwerklichen Befähigungen folgten rückwirkend.
Der Betrieb begann zu wachsen: Junge Fachkräfte bewarben sich, weil sie eine Chefin sahen, die dasselbe Sicherheitsgeschirr trägt wie alle anderen. Umsatz und Auftragspolster kletterten erstmals über das Vorkrisenniveau.
Warum die doppelte Rollenlast als Mutter und Chefin trotzdem beinahe zur Zerreißprobe wurde, lesen wir gleich.
Zwischen Kinderzimmer und Krähendachrinne

Zwei kleine Söhne weckten sie nachts – doch um sechs Uhr früh stand Marianne bereits wieder auf dem Gerüst. Ihre Schwiegermutter übernahm das Frühstück, befreundete Unternehmer stellten Büroplätze für Stillpausen zur Verfügung. Gleichzeitig führte sie eine Vier-Tage-Woche im Unternehmen ein, damit auch ihre Belegschaft Familie leben konnte.
Diese Kombination aus Empathie und Effizienz sprach sich herum; immer mehr Kund:innen gaben einem „Frauenbetrieb“ den Vorzug – ein Begriff, den Marianne augenzwinkernd auf die Heckklappen der Firmenbusse klebte.
Dass der Erfolg nicht unbemerkt blieb, beweist eine Auszeichnung, die ihr gerade erst überreicht wurde.
Ausgezeichnet: „Beste Unaufhaltbare“ 2025

Am 16. September 2025 ehrte die Wirtschaftskammer Steiermark ihre „Unternehmerinnen des Jahres“ – und Marianne Legenstein holte in der Kategorie „Beste Unaufhaltbare“ den Sieg. Die Jury würdigte ihren Mut, ein 20-köpfiges Team durch persönliche Krise und konjunkturelle Flaute zu führen.
„Ich nehme den Preis im Namen meines Mannes entgegen – aber auch im Namen aller Frauen, die das Werkzeug selber anpacken“, sagte sie auf der Bühne, während ihr jüngster Sohn im Publikum winkte.
Doch was sie kurz nach der Gala ankündigte, könnte den Betrieb endgültig in eine neue Liga katapultieren.
Heute enthüllt: Das Solar-Dach, das seinen Namen trägt

Am 7. Oktober 2025 gab Marianne Legenstein exklusiv bekannt, dass ihr Unternehmen in St. Anna am Aigen eine eigene Photovoltaik-Sparte startet: das „Hannes-Solar-Roof-Lab“. Zehn zusätzliche Fachkräfte wurden eingestellt, ein Innovationsbudget von 1,2 Millionen Euro ist bereits gesichert.
Damit erfüllt sie den letzten Traum ihres verstorbenen Mannes – Dächer, die nicht nur schützen, sondern Energie zurückgeben. Noch diesen Winter soll das erste Komplett-Solardach montiert werden. Für Marianne ist klar: „Der Himmel war für Hannes nie die Grenze – jetzt wird er unsere größte Stromquelle.“
Letzter Blick nach oben: Vom Schatten zum Sonnenstrom – und die Legensteins schreiben weiter Geschichte.