Friseure am Limit: Warum der Haarschnitt teurer wird

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Kaum jemand geht gern unfrisiert aus dem Haus – und doch wirkt ein Friseurbesuch heute für viele wie ein kleiner Luxus. Termine sind schwer zu bekommen, die Preise steigen, und man fragt sich: Was ist da los? Die Veränderung kam schleichend, fast unbemerkt – bis man plötzlich beim Bezahlen zusammenzuckt.

Doch hinter den gestiegenen Kosten steckt viel mehr als nur wirtschaftlicher Druck. Es geht um Wertschätzung, Arbeitsbedingungen – und ein Handwerk, das ums Überleben kämpft. Wer heute einen Salon betritt, betritt eine Branche im Wandel. Und dieser Wandel hat seinen Preis.

1. Ein Handwerk in der Krise

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Der Friseurberuf gehört zu den ältesten Handwerken – und zu den am wenigsten geschätzten. Obwohl die Branche über 240.000 Beschäftigte zählt, sind viele Salons wirtschaftlich kaum überlebensfähig. Friseur*innen leisten körperlich fordernde Arbeit, oft unter großem Zeitdruck. Die Bezahlung ist niedrig, das Ansehen nicht besonders hoch.

Während andere Berufe durch Digitalisierung oder Homeoffice neue Wege gefunden haben, arbeitet die Friseurbranche nach wie vor am Kunden – mit Händen, Zeit und Präzision. Doch genau das macht die Lage auch so kompliziert: Was hier nicht funktioniert, lässt sich kaum automatisieren oder auslagern.

2. Kundenwünsche versus Realität

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Friseurinnen sind heute Stylistinnen, Seelsorgerinnen und Schönmacherinnen in einem. Gleichzeitig erwarten viele Kund*innen niedrige Preise – trotz gestiegener Erwartungen an Qualität und Service. Social Media trägt zusätzlich zur Anspruchshaltung bei: Neue Farbtechniken, perfekte Schnitte und individuelle Beratung sollen selbstverständlich sein.

Doch was nach außen schnell und leicht aussieht, erfordert Können und Zeit. Während sich Kundinnen also ein perfektes Ergebnis zum günstigen Preis wünschen, kämpfen viele Friseurinnen mit wirtschaftlichen Zwängen. Die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit geht immer weiter auseinander – und das spürt auch der Preis.

3. Steigende Betriebskosten belasten die Branche

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Energie, Miete, Wasser – all das ist in den letzten Jahren teurer geworden. Gerade Friseursalons brauchen viel Strom und warmes Wasser, sei es fürs Föhnen, Färben oder Waschen. Auch Desinfektionsmittel, Einweghandtücher und Reinigungsmittel schlagen zu Buche – Hygiene kostet. Hinzu kommen steigende Mieten, insbesondere in Innenstädten, wo Laufkundschaft früher ein verlässliches Einkommen sicherte.

Heute sind viele Standorte finanziell kaum noch tragbar. Für Friseur*innen bedeutet das: Entweder Preise anheben oder selbst draufzahlen. Beides ist keine ideale Lösung – und dennoch für viele Alltag.

4. Personalmangel und Nachwuchsprobleme

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Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für den Friseurberuf. Die Ausbildungszahlen sinken seit Jahren, viele Salons finden keine Lehrlinge mehr. Gründe dafür gibt es viele: Die schlechte Bezahlung, wenig Aufstiegschancen und hohe Arbeitsbelastung schrecken viele ab. Gleichzeitig gehen erfahrene Fachkräfte in Rente oder wechseln in andere Branchen.

Für die verbleibenden Friseurinnen bedeutet das: Mehr Arbeit auf weniger Schultern. Das spüren die Kundinnen nicht nur an den Wartezeiten, sondern auch an den Preisen – denn Qualität braucht Fachpersonal, und das wird rar.

5. Steigende Löhne – notwendig, aber herausfordernd

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Die Löhne in der Branche steigen – das ist gut und dringend notwendig. Doch: Höhere Gehälter müssen auch finanziert werden. Und das geschieht in den meisten Fällen durch höhere Preise für die Kundschaft. Wer heute im Salon arbeitet, soll fair bezahlt werden, doch der Spielraum ist begrenzt.

Viele Salons können die Löhne nur dann erhöhen, wenn sie gleichzeitig auch ihre Dienstleistungen teurer machen. Das sorgt für einen wirtschaftlichen Drahtseilakt, bei dem Friseur*innen immer häufiger gezwungen sind, ihre Preise dem Markt und den Personalkosten anzupassen – notgedrungen.

6. Wenig staatliche Unterstützung – viel Eigenverantwortung

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Während andere Branchen Subventionen oder steuerliche Entlastungen erhalten, steht das Friseurhandwerk oft alleine da. Forderungen nach einer Senkung der Mehrwertsteuer auf Dienstleistungen oder besseren Ausbildungsförderungen sind bislang kaum gehört worden. Stattdessen bleibt die Verantwortung für Investitionen, Mitarbeiterbindung und Existenzsicherung bei den Inhaber*innen selbst.

In einer Branche mit kleinen Margen und hohem Konkurrenzdruck führt das dazu, dass viele Salons an der Belastungsgrenze arbeiten. Der Preis für den Haarschnitt ist dabei nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher Wertschätzung.

7. Kund*innen müssen umdenken

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Viele Kundinnen sind überrascht, wenn ein einfacher Haarschnitt plötzlich doppelt so viel kostet wie noch vor fünf Jahren. Doch: Hinter jedem Schnitt steckt nicht nur Zeit, sondern auch steigender Aufwand und wachsende Belastung. Wer Qualität, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen will, muss bereit sein, auch angemessen zu zahlen.

Gleichzeitig müssen Friseurinnen besser kommunizieren, warum ihre Arbeit ihren Preis wert ist. Ein guter Haarschnitt ist nicht nur Ästhetik – er ist Handwerk, Fürsorge und Dienstleistung. Und das sollte auch im Preis sichtbar sein.

Interessant: Wussten Sie, dass das größte Lebewesen der Erde ein Pilz ist?

Das größte Lebewesen der Erde ist ein Honigpilz (Armillaria ostoyae) im Malheur National Forest in Oregon, USA. Dieses Pilzgeflecht erstreckt sich über eine Fläche von etwa 965 Hektar und ist schätzungsweise über 2.400 Jahre alt. Der Pilz lebt hauptsächlich unterirdisch und zeigt nur gelegentlich seine Fruchtkörper, die wir als Pilze erkennen.