Ein Skandal, der in einem sächsischen Gewerbegebiet seinen Lauf nimmt: Zehn ausgewachsene Tiger und Jungtiere fristen ihr Dasein in Containern bei Leipzig – eingesperrt, ohne Publikum und ohne Zukunftsperspektive. Während Tierschützer empört protestieren, ringt eine einst gefeierte Dompteurin darum, ihre Raubkatzen nicht zu verlieren.
Aufschrei am Stadtrand

Die Nachricht schlug Anfang November wie ein Blitz ein: Zehn Tiger leben hinter Wellblechzäunen, nur Meter von Büros und Baumärkten entfernt. Anwohner berichten von nächtlichem Gebrüll, das durch die Hallen hallt, und Eltern eilen aufgeregt zur Schule, wenn Feuerwehrsirenen die Runde machen.
Tierschutzverbände sprechen von „gefährlicher Verwahrlosung“ – doch Behörden zögerten jahrelang, harte Auflagen durchzusetzen. Lassen Sie uns weiterblicken auf die Frau, die mitten im Sturm steht.
Die Frau hinter den Gittern

Carmen Zander, 52, war einst die „Tiger-Queen“ der deutschen Zirkuswelt. Standing Ovations in Monte-Carlo, glänzende Kostüme, TV-Auftritte – all das ist Vergangenheit. Seit der Pandemie blieben Engagements aus, Sponsoren wandten sich ab, das Winterquartier bei Leipzig wurde zum Dauerzustand.
Doch Zander stemmt sich gegen die Kritik: „Meine Tiere kennen mich, nirgendwo wären sie sicherer“, sagt sie trotzig. Ihre Worte klingen wie aus einer verlorenen Zeit, und dennoch – das wahre Drama spielt sich nicht in der Manege, sondern im Gewerbepark ab. Bleiben Sie dran, es geht um den Ort, der zur improvisierten Savanne wurde.
Das Gewerbegebiet als Dschungel-Attrappe

Zwischen Laderampen und Speditionen liegt ein Flachbau, hinter dem 40 m² große Metallkäfige den einzigen Auslauf bieten. Über jedem Gitter hängt ein improvisiertes Sonnensegel, Regen sickert durch Ritzen im Betonboden. Spaziergänger filmen neugierig, wenn Tigerpfoten über Paletten stapfen.
Die Nachbarn haben Angst, doch eine offizielle Gefahreneinschätzung fehlt bis heute. Was sagt die Justiz zu dieser kuriosen Mixtur aus Industrieidylle und Raubtierhaltung? Die Antwort fiel gestern – überraschender als gedacht.
Urteil ohne Happy End

Am Montag, 3. November 2025, entschied das Amtsgericht Eilenburg: Zander zahlt 1 000 Euro Auflage, darf die Tiere vorerst behalten – doch sie muss binnen acht Wochen artgerechte Gehege nachweisen. Tierschützer quittierten das mit Buhrufen, weil eine Beschlagnahmung ausblieb.
Die Dompteurin feierte das Ergebnis als „Chance für einen Neuanfang“, doch Experten warnen: Scheitert die Frist, droht Zwangsumsiedlung der Tiger in ausländische Auffangstationen. Genau hier beginnt das Ringen um Geld, Platz und Zeit – mit unerwarteten Verbündeten.
Rettungsplan oder letzte Show?

Gerüchte machen die Runde, dass ein Privatzoo in Tschechien sechs Tiger aufnehmen würde, während zwei deutsche Wildparks Interesse an den Jungtieren zeigen. Gleichzeitig startet eine Online-Spendenkampagne, die innerhalb von 24 Stunden bereits über 50 000 Euro zugesagt bekam.
Ob die Tiere bleiben oder gehen müssen, entscheidet sich jetzt – und damit auch das Schicksal einer Dompteurin, die sich selbst in ihrem größten Drahtkäfig wiederfindet. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Leipzigs Industrie-Dschungel bald verstummt oder die Raubkatzen dort ihre letzte Vorstellung geben.
