Ein einziger Knall verwandelte einen normalen Halloween-Abend in Hagen in ein schockierendes Verbrechen: ein junger Räuber stürmte in die „Trinkhalle Pit Stop“, drückte ab – und Überwachungsfotos hielten jede Sekunde fest.
Die ersten Sekunden des Grauens

Der Uhrzeiger stand auf 21.50 Uhr, als die Tür des Kiosks aufflog. Die Kamera über der Kasse zeichnete vier unscharfe Silhouetten-Frames auf: Kapuze, Schal, Handschuhe – und die Pistole, die sofort auf Kiosk-Besitzer Mesut Tasci (49) gerichtet war. Mit dem Befehl „Geld her!“ riss der Täter die Stille auf, während draußen noch Kinder in Kostümen vorbeizogen.
Im nächsten Bildblitz sieht man Tasci instinktiv einen Karton Chips werfen. Dann das Mündungsfeuer – eine grelle Orangenflamme mitten im Verkaufsraum. Die Kugel verfehlte ihr Ziel um Zentimeter, riss eine Kerbe in die Glasvitrine. Was die Linse danach einfing, lässt selbst Ermittler frösteln …
Weiter geht’s mit der Frage, was die Fotos im Detail preisgeben.
Was die Bilder tatsächlich zeigen

Bild № 3: der Räuber beugt sich hastig nach unten, hebt die noch dampfende Patronenhülse auf – ein Reflex erfahrener Krimineller, um Spuren zu verwischen. Zoomt man heran, erkennt man die zitternden Finger des Schützen, Schweißperlen auf der Stirn.
Bild № 4: die Plastiktüte, die er hervorzieht, wölbt sich leer. Er schreit, doch der Alarmknopf blinkt bereits rot. Die nächste Sequenz liefert das Drama in Zeitlupe – der Täter wendet sich um, Panik in den Augen, und rennt zur Tür. Keine 60 Sekunden nach Betreten flieht er ohne Beute ins Dunkel.
Doch wer ist der Mann, der in diesen Sekunden Todesangst aushielt?
Der Mann hinter dem Tresen

Mesut Tasci, seit sechs Jahren Herr über Süßwaren und Zigaretten an der Wiedenhofstraße, sagt heute: „Ich dachte, das war mein letztes Halloween.“ Der Schuss hat ihn körperlich verschont, aber jede Nacht weckt ihn das Aufblitzen des Mündungsfeuers.
Trotzdem öffnete er seinen Kiosk bereits 24 Stunden später wieder. „Mein Laden ist mein Leben“, erklärt er, während Kunden ihn jetzt mit vorsichtigen Blicken grüßen. Sein Mut, den Alarm auszulösen, rettete wohl nicht nur seine Kasse, sondern auch sein Leben.
Doch was geschah draußen, während Tasci im Kiosk zitterte?
Die Jagd auf den Täter

Binnen Minuten riegelte die Polizei die Umgebung ab. Eine Streife sichtete einen 19-Jährigen in dunkler Winterjacke, nur 500 Meter entfernt. In seinem Rucksack: Gaspistole, Sturmhaube – genau die auf den Fotos. Noch in der Nacht erließ ein Haftrichter Untersuchungshaft; die Liste seiner Vorstrafen ist lang.
Ermittler prüfen nun, ob der junge Mann für eine Serie ungeklärter Kiosk-Überfälle im Ruhrgebiet verantwortlich ist. Die veröffentlichten Überwachungsbilder spielten dabei die Schlüsselrolle – sie brachten Zeugen dazu, Hinweise einzureichen, die schlussendlich zur Festnahme führten.
Bleibt nur noch die Frage: Wie sicher sind unsere Kioske künftig wirklich?
Ende gut – und doch bleibt Angst

Tasci steht wieder hinter dem Tresen, doch ein Stück Unbeschwertheit ist für immer verschwunden. „Jedes Klingeln der Ladentür lässt mich zusammenzucken“, gesteht er. Die Stadt hat zusätzliche Streifen für die Abendstunden angekündigt, Anwohner organisieren Nachbarschafts-Chats.
Statistiken zeigen: Kiosk-Raubüberfälle in NRW stiegen 2025 um fast 15 Prozent. Der Fall Tasci hat dennoch ein klares Signal gesendet – flächendeckende Kameras und mutige Gegenwehr können Täter stoppen. Am Ende bleibt die Narbe der Erinnerung, aber auch die Hoffnung, dass diese Fotos mehr bewirken als nur Schrecken: Sie führen zur Tat – und zur Gerechtigkeit.
Damit schließt sich unser Blick auf eine Nacht, die Mesut Tasci nicht vergessen wird – und die zeigt, wie ein einziges Bild ganze Ermittlungen entscheiden kann.
