Ricarda Lang öffnet ihr Herz – und gewährt einen seltenen Blick hinter die politische Fassade: 40 Kilo leichter, dafür mit umso schwerer wiegenden Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater. Ihre Worte „Wäre ich bei ihm aufgewachsen, hätte es wehgetan“ hallen nach und bilden den emotionalen Kern eines Interviews, das heute in der Boulevard-Szene für Aufsehen sorgt.
Eine neue Ricarda – und doch die alte Angst

Die Grünen-Politikerin präsentiert sich nach ihrem spektakulären Gewichtsverlust selbstbewusst wie nie. Doch hinter dem strahlenden Lächeln lauert eine Kindheitswunde, die selbst 40 Kilo weniger nicht heilen können.
„Wenn ich meinen Vater täglich erlebt hätte, hätte ich viel mehr Schmerz gespürt“, gesteht sie – und macht klar, dass der körperliche Wandel nur die sichtbare Spitze eines viel tieferen Prozesses ist.
Lasst uns nun genauer betrachten, wer dieser Mann war, der so viel Liebe und doch so viel Unsicherheit hinterließ.
Der Künstler, der selten Vater war

Eckhart Dietz, renommierter Bildhauer aus Schwäbisch Gmünd, galt in Kunstkreisen als sanfter Visionär, privat jedoch als rätselhafte Figur. Er trennte sich von Langs Mutter noch vor Ricardas Geburt – seine Bronzeskulpturen blieben, die väterliche Nähe nicht.
Lang beschreibt Besuche „alle vier Wochen zwischen Farbe und Schleifstaub“. Ein Atelier voller Skulpturen, aber kein Platz für stabile Geborgenheit.
Doch wie wirkt sich ein solches Vakuum auf ein Mädchen aus, das in der Öffentlichkeit bald als „Power-Frau“ gesehen werden sollte?
Die Leerstelle, die laut war

Aufwachsen bei einer alleinerziehenden Sozialarbeiterin bedeutete, Stärke früh zu erlernen. Dennoch: „Ich habe mich permanent gefragt, ob etwas mit mir falsch ist, weil ich nicht bei meinem Papa lebte.“ Das Gefühl, nicht dazuzugehören, fraß sich tief ins Selbstwertgefühl – oft überdeckt von Selbstironie und später von politischem Kampfgeist.
Erst jetzt traut Lang sich auszusprechen, dass die Distanz vielleicht ihr größter Schutz war: „Manche Narben habe ich nicht, weil ich nicht täglich dort war.“
Welche Rolle spielte dabei der frühe Körperhass, gegen den sie heute so offensiv ankämpft?
Körper als Rüstung

Lange Zeit wurde Gewicht zur symbolischen Rüstung: „Wenn mein Körper groß war, fühlte ich mich unangreifbar.“ Mobbing in der Schule und Häme in sozialen Medien verstärkten das Muster. Doch mit der Entscheidung abzunehmen fiel nicht nur Ballast, sondern auch der Mythos vom unverwundbaren Panzer.
Sie entdeckte Sport als Ventil und Therapie zugleich – und erkannte, dass Stärke nicht im Volumen, sondern im Umgang mit Verletzbarkeit liegt.
Trotzdem blieb der Schmerz über Dietz’ letzten Lebensabschnitt – und genau dort setzt die nächste Weggabelung an.
Abschied am Krankenbett

2019, Alzheimer-Station in Schwäbisch Gmünd: Ricarda hält die Hand eines Mannes, der sie nicht mehr erkennt. „Ich habe ihn buchstäblich gehen lassen, bevor wir je wirklich zusammengefunden hatten.“ Erst die Pflege durch die Stiefmutter offenbarte ihr, wie zerbrechlich Verantwortung ist – ein Schlüsselmoment für ihre sozialpolitische Agenda.
Die Schuldgefühle, ihn nicht besser gekannt zu haben, verwandelte sie in politischen Tatendrang: Pflege, Alleinerziehende, gesellschaftlicher Zusammenhalt – Themen, die nun aus persönlicher Erfahrung brennen.
Doch wohin führt der Weg einer Frau, die ihr schwerstes Kapitel jetzt öffentlich aufschlägt?
Zukunft ohne Gewicht – mit Gewichtung

Heute arbeitet Ricarda Lang am Jura-Master, schreibt ein Buch über gesellschaftlichen Wandel und plant eine Kampagne für pflegende Angehörige: „Ich will, dass niemand aus Liebe verbrennt.“ Ihr neues Leben ist leichter, aber ihr Anspruch schwer: der Beweis, dass Verletzlichkeit politisch sein kann.
Und der Satz über ihren Vater? Er bleibt Mahnung und Motivation zugleich – ein Schmerz, den sie in Kraft verwandelt. Endgültig gelöst wird das Rätsel Ricarda Lang vielleicht nie, doch gerade das macht ihren kommenden Weg so spannend.
