Die „Tagesschau“ ist eines der bekanntesten und traditionsreichsten Formate im deutschen Fernsehen, das seit über 70 Jahren das Publikum mit wichtigen Nachrichten versorgt. Doch selbst bei einer solch etablierten Sendung müssen Tradition und Innovation in Einklang gebracht werden. Am 4. Januar 2025 brachte eine kleine Veränderung in der Begrüßungsformel den langjährigen Moderator Jens Riewa aus dem Konzept.
Die traditionelle Anrede „Guten Tag, meine Damen und Herren“ wurde durch eine modernere und inklusivere Begrüßung ersetzt, was zu einer breiten Diskussion führte. Diese Änderung ist Teil einer größeren Anpassung der „Tagesschau“ an zeitgemäße Werte und den gesellschaftlichen Wandel, wobei vor allem authentische und zugängliche Kommunikation im Vordergrund steht. Doch wie wird diese Veränderung von den Zuschauern aufgenommen?
1. Jens Riewa: Ein erfahrener „Tagesschau“-Moderator
Jens Riewa, der seit 1994 als Moderator für die „Tagesschau“ tätig ist, ist vielen Zuschauern ein vertrautes Gesicht. Mit seiner ruhigen und professionellen Art hat er sich über die Jahre hinweg einen festen Platz im deutschen Fernsehen erarbeitet. Doch auch für einen erfahrenen Moderator wie Riewa können Veränderungen im etablierten Ablauf der Sendung herausfordernd sein. Die Einführung der neuen Begrüßungsformel, die die traditionelle Anrede „Guten Tag, meine Damen und Herren“ ersetzt, brachte den 61-Jährigen am 4. Januar 2025 kurz aus dem Konzept. Diese kleine Unsicherheit zeigte, wie tief die gewohnte Struktur der Sendung verankert ist.
Riewa ist bekannt für seine ruhige Ausstrahlung und sein sicheres Auftreten vor der Kamera. Doch auch er musste sich an die neuen ARD-Regeln anpassen. Es war ein kurzer Moment, der die Veränderung in der Moderation unmissverständlich verdeutlichte: auch erfahrene Moderatoren sind nicht vor Veränderungen gefeit.
2. Der Wandel der „Tagesschau“-Begrüßung
Seit der Gründung der „Tagesschau“ im Jahr 1952 war es Tradition, dass sich die Moderator*innen mit der Formel „Guten Tag, meine Damen und Herren“ an das Publikum richteten. Diese Ansprache hat Generationen von Zuschauern begleitet und wurde fast schon als Markenzeichen der Sendung betrachtet. Doch mit dem Ziel, die Ansprache zeitgemäßer und inklusive zu gestalten, wurde diese Formel 2024 aus dem Sprachgebrauch der „Tagesschau“ verbannt. Der NDR, der für die Sendung verantwortlich ist, begründete diese Entscheidung mit dem Wunsch nach einer authentischeren und zugänglicheren Kommunikation.
Die Änderung wurde am 20. November 2024 offiziell eingeführt und sorgt für Aufsehen – besonders bei langjährigen Zuschauern, die mit der klassischen Begrüßung aufgewachsen sind. Die Entscheidung zeigt, wie stark sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk dem gesellschaftlichen Wandel anpassen möchte.
3. Die Bedeutung von Authentizität und Zugänglichkeit
Die Entscheidung des NDR, die traditionelle Begrüßung der „Tagesschau“ zu ändern, basiert auf einer qualitativen Zuschauerbefragung. Die Ergebnisse dieser Umfrage deuten darauf hin, dass viele Zuschauer eine Ansprache bevorzugen, die näher am gesprochenen Wort und weniger an der formellen Schriftsprache orientiert ist. Dieser Schritt soll den Zuschauer*innen das Gefühl vermitteln, direkt und authentisch angesprochen zu werden, ohne sich durch veraltete Formulierungen distanziert zu fühlen. Der NDR erklärte, dass die Moderatoren jetzt stärker eine Sprache verwenden sollen, die im Alltag üblicher ist und weniger förmlich wirkt.
Die Umstellung auf eine informellere Begrüßung spiegelt die steigende Bedeutung von Genderneutralität und Inklusivität wider, die in vielen modernen Diskursen immer mehr Gewicht erhält. Diese Veränderung stellt einen Versuch dar, die „Tagesschau“ an die Bedürfnisse und Erwartungen der heutigen Gesellschaft anzupassen.
4. Riewas Moment der Unsicherheit
Der Vorfall am 4. Januar, bei dem Jens Riewa kurz ins Stocken geriet, verdeutlichte, wie stark die alte Formel in den Gewohnheiten der Moderatoren verankert ist. In der Vergangenheit hat sich Riewa stets mit dem vertrauten Satz „Guten Tag, meine Damen und Herren“ an die Zuschauer gewandt. Doch an diesem Tag, als er die neue Formel einführen wollte, wurde er durch den geänderten Ablauf überrascht. Ein kurzer Moment der Unsicherheit war die Folge, der jedoch schnell überwunden wurde.
Es war ein Moment, der zeigt, wie tief gewohnte Rituale auch in der professionellen Arbeit eines Moderators verwurzelt sind. In einer Zeit, in der Veränderungen zunehmend die Norm werden, ist es interessant zu beobachten, wie diese auch erfahrene Persönlichkeiten wie Riewa herausfordern können.
5. Genderneutralität und die „Tagesschau“
Jens Riewa hatte bereits im April 2022 einen ersten Schritt in Richtung Genderneutralität unternommen, als er die Begrüßung „Guten Abend und willkommen zur Tagesschau“ anstelle der traditionellen Formel verwendete. Diese Änderung wurde von vielen als Vorstoß in die Zukunft und als Zeichen für die Sensibilisierung für gendergerechte Sprache gewertet. Damals stellte sich jedoch noch die Frage, ob diese Änderung eine einmalige Ausnahme oder ein nachhaltiger Wandel in der Moderation der „Tagesschau“ darstellen würde.
Während der NDR damals erklärte, dass es sich um keine dauerhafte Veränderung handele, zeigte Riewa in seiner Bemerkung ein Gespür für die gesellschaftliche Entwicklung und den Wunsch nach einer inklusiveren Ansprache. Diese erste Veränderung trug vermutlich dazu bei, dass der Schritt zur endgültigen Abschaffung der klassischen Begrüßung leichter zu akzeptieren war.
6. Zuschauerreaktionen und öffentliche Diskussion
Die Änderung der Begrüßung stieß bei vielen Zuschauern auf gemischte Reaktionen. Für die einen ist die Anpassung an eine modernere, weniger formelle Sprache ein notwendiger Schritt, um die „Tagesschau“ relevanter und zugänglicher für jüngere Generationen zu gestalten. Andere hingegen empfinden den Verlust der traditionellen Anrede als Verlust einer wichtigen Konstante im Fernsehen. Die Sympathie für gewohnte Rituale und die damit verbundene Identität mit der Sendung wurde durch die Änderung erschüttert.
Viele Zuschauer äußerten in sozialen Medien ihre Enttäuschung über die neue Begrüßung und diskutierten die Veränderung leidenschaftlich. Der NDR und die Moderatoren müssen nun damit umgehen, dass nicht alle Veränderungen positiv aufgenommen werden, vor allem bei treuen Fans der „Tagesschau“, die sich mit der klassischen Ansprache verbunden fühlten.
7. Der Weg zur inklusiveren „Tagesschau“
Die Entscheidung des NDR, die traditionelle Begrüßung zu ändern, ist nur ein Teil einer größeren Bewegung hin zu einer inklusive und authentischeren Kommunikation. Die „Tagesschau“ hat in den letzten Jahren immer wieder versuchte, der gesellschaftlichen Entwicklung gerecht zu werden, indem sie sowohl in der Sprache als auch in der Ansprache der Zuschauer Anpassungen vornahm. Der Verzicht auf die formelle Anrede soll nicht nur ein Zeichen für mehr Zugänglichkeit sein, sondern auch eine Möglichkeit, alle Zuschauer anzusprechen – unabhängig von Geschlecht oder gesellschaftlichem Status.
In diesem Kontext stellt die Änderung der Begrüßung einen weiteren Schritt in Richtung einer modernen und inklusiven Sendung dar, die den Anforderungen und Erwartungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht wird.
8. Die Relevanz von Tradition und Innovation in den Medien
Der Fall von Jens Riewa und der Änderung der „Tagesschau“-Begrüßung zeigt, wie schwer es ist, Tradition und Innovation in den Medien miteinander zu vereinen. Einerseits gibt es einen festen Bestand an Gewohnheiten, die seit Jahrzehnten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk prägen, andererseits müssen Medienhäuser wie der NDR auf die sich ändernden Erwartungen der Zuschauer reagieren. Es wird interessant zu beobachten sein, wie sich dieser Prozess weiterentwickelt.
Die Herausforderung für die Moderatoren und die Verantwortlichen hinter der „Tagesschau“ wird darin bestehen, den Spagat zwischen Bewahrung und Veränderung zu schaffen. Veränderungen in der Ansprache mögen sich als notwendig erweisen, doch die Frage bleibt: Wie stark sollen Traditionen in einer zunehmend schnelllebigen und diversen Gesellschaft noch gewahrt bleiben?