
Rassismusvorwürfe erschüttern das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Solothurn. Schüler werfen Lehrern vor, sie aufgrund ihrer Hautfarbe zu diskriminieren und herabzusetzen. Besonders ein Vorfall, bei dem eine Lehrerin einen dunkelhäutigen Lernenden als „Migros-Aff“ bezeichnete, sorgt für Empörung.
Die betroffenen Schüler sind empört und fordern nicht nur eine Entschuldigung, sondern auch einen Rücktritt der Schulleitung. Was steckt hinter den schweren Vorwürfen und wie reagiert die Schule
1. Der Beginn der rassistischen Vorfälle: Warnungen und schmerzhafte Erfahrungen

Für den betroffenen Schüler, Sade Bikoro, begannen die rassistischen Erfahrungen bereits 2018. Schon vor Beginn seiner Ausbildung wurde er von Mitschülern gewarnt: „Die Lehrer sind gegen Ausländer, sei vorsichtig!“ Doch die wahre Dimension erlebte er erst im Jahr 2019, als das Thema Rassismus im Unterricht behandelt wurde.
Sade wurde aufgefordert, vor der ganzen Klasse von seinen persönlichen Erfahrungen zu berichten – nur weil er eine andere Hautfarbe hatte. „Es war demütigend“, erklärt er, „ich wollte einfach lernen und nicht wegen meiner Hautfarbe im Mittelpunkt stehen.“
2. Der Vorfall während der Online-Unterrichtsstunde: Rassistische Bemerkung der Lehrerin

Im Jahr 2020, während der Corona-Pandemie, kam es zu einem weiteren Vorfall. Während einer Online-Unterrichtsstunde veränderten einige Mitschüler das Hintergrundbild bei einer Teams-Konferenz und präsentierten ein rassistisches Meme, das eine schwarze Person diskriminierte.
Als die Lehrerin dies bemerkte, begann sie laut zu lachen und fragte die gesamte Klasse, ob das Bild Sade zeigte. „Das war ein Moment, in dem ich mich völlig hilflos und erniedrigt fühlte“, erinnert sich Sade. „Warum ausgerechnet ich?“ Die Klasse lachte, und der Vorfall schockierte ihn zutiefst.
3. Der Vorfall mit der „Migros-Aff“-Bezeichnung

Einer der schwerwiegendsten Vorfälle ereignete sich, als eine Lehrerin einen dunkelhäutigen Schüler während des Unterrichts als „Migros-Aff“ bezeichnete. Diese rassistische Bemerkung wurde von mehreren Mitschülern gehört und bestätigt. Sade Bikoro, der als der betroffene Schüler identifiziert wurde, erklärte, dass er zutiefst erschüttert war, als die Lehrerin ihn vor der ganzen Klasse mit dieser abwertenden Bezeichnung in Verbindung brachte. „Ich konnte es kaum fassen, dass eine Lehrerin mich so öffentlich demütigt“, sagte Sade. „Ich fühlte mich wie ein Außenseiter und wusste nicht, wie ich reagieren sollte.“
Diese Entgleisung wurde von der Lehrerin nicht sofort korrigiert oder entschuldigt, was die Schüler zusätzlich schockierte. Anstatt klare Konsequenzen zu ziehen, sah die Schule den Vorfall lediglich als eine Verwarnung an und ließ es dabei bewenden. Dieser Vorfall unterstreicht die Schwere der Rassismusvorwürfe und das Versäumnis der Schulleitung, ein angemessenes Handeln zu zeigen.
4. Unzureichende Reaktion der Schulleitung: „Nimm das nicht zu persönlich“

Als Sade sich schließlich an die Schulleitung wandte, um Unterstützung zu erhalten, erlebte er eine weitere Enttäuschung. Der Vorfall wurde „runtergespielt“, ihm wurde geraten, „es nicht zu persönlich zu nehmen“. Für Sade war dies ein schmerzlicher Schlag, der ihm das Gefühl gab, nicht ernst genommen zu werden.
„Ich wollte Hilfe bekommen, doch stattdessen wurde mir gesagt, ich solle stillhalten.“ Diese mangelnde Unterstützung verstärkte seine Isolation und führte zu tieferen emotionalen und psychischen Problemen.
5. Keine Konsequenzen für die „Migros-Aff“-Bemerkung: Die Schulleitung reagiert abwehrend

Besonders schwer wiegt der Vorfall, bei dem eine Lehrerin einen dunkelhäutigen Schüler als „Migros-Aff“ bezeichnete. Diese Bezeichnung wurde von mehreren Zeugen bestätigt. Doch statt einer ernsthaften Reaktion gab es lediglich eine Verwarnung.
Dies zeigt, dass die Schulleitung das Ausmaß des Vorfalls nicht ernst nahm. In einem offiziellen Statement gab der Direktor an, dass die Vorwürfe der Lernenden nicht in den Akten der Schule verzeichnet seien, was zu weiteren Zweifeln an der Führungskompetenz der Direktion führt.
6. Mentale Folgen: Depressionen und posttraumatische Belastungsstörung

Die wiederholte Diskriminierung und das Schweigen der Schule hatten langfristige Auswirkungen auf Sade. Er entwickelte Depressionen und eine posttraumatische Belastungsstörung, wie aus einem ärztlichen Schreiben hervorgeht.
„Ich konnte nicht mehr schlafen, mich nicht richtig ernähren, und meine Haare fielen aus.“ Der psychische Druck, der durch diese Vorfälle ausgelöst wurde, belastete Sade so stark, dass er sich schließlich an die Fachstelle Frabina wandte, wo ihm bestätigt wurde, dass er Opfer von Rassismus geworden war.
7. Weitere Rassismus-Vorwürfe: Bestätigung durch Mitschüler

Sade ist nicht der einzige, der Diskriminierung am BBZ erlebt hat. Auch andere Mitschüler berichten von ähnlichen Erfahrungen. In anonymen Chatverläufen bestätigen mehrere Schüler, dass es häufig zu Rassismus und Diskriminierungen an der Schule komme. Einer der Schüler erklärte: „Wir werden anders behandelt als die Schweizer.“
Ein anderer berichtete, dass eine Lehrerin eine Schülerin vor der ganzen Klasse gedemütigt habe, indem sie fragte, ob ihre Mutter überhaupt „Deutsch spricht.“ Diese wiederholten Vorfälle werfen ein dunkles Licht auf die Schulkultur und die Arbeitsweise der Lehrkräfte.
Fazit: Ein dringender Handlungsbedarf für die Schule

Die Vorwürfe von rassistischem Verhalten und Diskriminierung an der Berufsschule BBZ in Solothurn werfen ein dunkles Licht auf die Institution und deren Umgang mit solchen Vorfällen. Die Schulleitung versäumte es, angemessen auf die Vorfälle zu reagieren, was das Vertrauen in die Führung weiter erschüttert.
Die Betroffenen fordern nicht nur eine öffentliche Entschuldigung, sondern auch eine Reform der Schulkultur und die Einführung strengerer Maßnahmen gegen Rassismus. Der Rücktritt der Schulleitung wird immer lauter gefordert – eine klare Signalwirkung, dass Diskriminierung keinen Platz in der Bildung hat.