Der Kaisersaal des Frankfurter Römers leuchtete im Scheinwerferlicht, doch alle Augen richteten sich auf einen Mann, der sich selbst lieber abseits der Bühne sieht: Paul Ronzheimer, Vize-Chefredakteur der BILD und einer der bekanntesten Kriegsreporter Deutschlands, hat den renommierten Werner-Holzer-Preis erhalten.
Aufbruch im Frankfurter Römer

Als die schweren Holztüren des Kaisersaals am Abend aufschwangen, brandete Applaus durch den mit 300 Gästen gefüllten Raum. Zwischen Ehrengästen, Diplomaten und Mediengrößen schritt Paul Ronzheimer nach vorn – begleitet von der Titelmelodie seiner Ukraine-Reportagen, gespielt von einem Streichquartett. Die Gravur auf der Glasstatue trägt die Worte „Im Einsatz für die Wahrheit“.
Michel Friedman, Vorsitzender des Werner-Holzer-Instituts, erinnerte in seiner Laudatio daran, „dass Wahrheit in Kriegen zur seltensten Waffe geworden ist“. Seine Mahnung hallte durch den Saal – und gab dem Abend einen bedeutsamen Ton.
Weiter geht’s mit den ersten Schritten des Reporters, die zu dieser Ehrung führten.
Die Mission des Kriegsreporters

Seit fast zwei Jahrzehnten reist Ronzheimer dorthin, wo andere abziehen: von den Schützengräben bei Bachmut über die Ruinen von Mossul bis zu den Tunneln unter Gaza. Seine Live-Streams aus umkämpften Städten haben Millionen Deutsche in Echtzeit an die Frontlinie geholt.
Er erzählt nicht nur von Raketen und Rubel, sondern von Großmüttern in zerbombten Küchen und Kindern in Kellern – Geschichten, die das Rauschen der Statistik durchbrechen. Genau diese Nähe zum Menschen würdigte die Jury als „journalistische Schutzweste für die Demokratie“.
Doch wer entschied eigentlich darüber, dass gerade er diese Auszeichnung bekommt?
Hinter den Kulissen der Entscheidung

Der Werner-Holzer-Preis wurde 2022 von der Familie des früheren FR-Chefredakteurs Werner Holzer gestiftet. In diesem Jahr sichteten elf Jurorinnen und Juroren mehr als 120 Bewerbungen aus 34 Ländern. Ronzheimer setzte sich mit einer Reportage-Serie durch, die unter Lebensgefahr in den ersten 48 Stunden nach dem Einmarsch Russlands entstand.
Der Preis ist mit insgesamt 20 000 Euro dotiert; Ronzheimer erhält 10 000 Euro für den ersten Platz. Die Summe will er, wie erst jetzt bekannt wurde, komplett an ein ukrainisches Rehabilitationszentrum für verwundete Journalistinnen spenden.
Die bewegendsten Minuten des Abends folgten jedoch erst, als der Preisträger selbst das Wort ergriff.
Die bewegende Dankesrede

Mit sichtbar zittrigen Händen legte Ronzheimer das Manuskript beiseite und sprach frei. Er widmete den Preis „all jenen, die ohne Helm und ohne Rückflugticket unterwegs sind, weil Freiheit keinen Heimatschutz hat“. Seine Stimme brach, als er die Namen zweier im Frühjahr gefallener Kollegen nannte.
Zum Schluss hielt er die Glasstatue hoch: „Sie spiegelt, was wir da draußen suchen – Licht in der Dunkelheit.“ Standing Ovations dauerten länger als die Rede selbst.
Wenig später überschlug sich das Netz – und prominente Stimmen meldeten sich zu Wort.
Reaktionen aus Politik und Medien

Bundespräsident Steinmeier twitterte, Ronzheimer erinnere daran, „dass Demokratie ein Hinknien vor der Wahrheit ist“. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach von einem „Signal an alle Despoten, dass die Wahrheit Reporter trägt“. Auf X trendete #Ronzheimer weltweit, während Kolleginnen von BBC und CNN seine Entscheidung, das Preisgeld zu spenden, als „mutigstes Statement des Abends“ feierten.
Gleichzeitig häuften sich aber auch Angriffe aus Kreml-nahen Kanälen – ein Echo, das die Brisanz seiner Arbeit nur unterstrich.
Doch was bedeutet diese Ehrung nun für den Reporter, der selten lange an einem Ort verweilt?
Was der Preis für Ronzheimer bedeutet

Im Backstage-Bereich verriet Ronzheimer, dass er bereits in zwei Wochen zu einer verdeckten Recherche in den Südkaukasus aufbricht, wo ein vergessener Konflikt neu aufflammt. „Der Preis ist kein Ziel, sondern ein Auftrag“, sagte er – und verschwand mit Rucksack und kugelsicherer Weste Richtung Ausgang.
Damit endet ein Abend, der als Fest der Anerkennung begann und als stilles Versprechen endete: Die Suche nach Wahrheit pausiert nie – nicht einmal für einen Preisträger.
Bleiben Sie dran, wenn der Reporter schon bald die nächste, bislang unerzählte Frontlinie ausleuchtet.
