Ein lauter Knall, eine Staubwolke zwischen Kolosseum und Kaiserforen – mitten im touristischen Herz von Rom stürzt heute Mittag ein Teil des mittelalterlichen Torre dei Conti ein. Mindestens ein Arbeiter wird schwer verletzt, ein weiterer bleibt im Inneren eingeschlossen.
Ein Donnern im Herzen der Ewigen Stadt

Der Einsturz ereignet sich kurz nach 11:30 Uhr, als sich hunderte Passanten durch die Via dei Fori Imperiali drängen. Mauerstücke rasen in die Tiefe, Splitter prasseln auf das Kopfsteinpflaster, und ein gelber Ascheregen legt sich über Cafétische und Souvenirstände. Touristen schreien, Kameras klicken – dann übernimmt das Heulen der Sirenen.
Feuerwehr und Polizei sperren das Areal binnen Minuten ab. Während sich der Staub legt, wird schnell klar: Die 29 Meter hohe Südflanke des fast 800 Jahre alten Turms ist eingebrochen – mitten in laufenden Restaurierungsarbeiten.
Wie die Rettungskräfte in diesem Chaos um jedes Leben kämpfen, zeigt die nächste Szene …
Die dramatische Rettungsaktion am Torre dei Conti

Mit Drehleitern dringen Feuerwehrleute in den brüchigen Bau vor, holen drei Arbeiter von einer schwankenden Metallbühne. Ein 64-Jähriger, vom herabstürzenden Gestein getroffen, wird kritisch verletzt ins Krankenhaus gebracht. Noch während der Bergung bricht ein weiteres Segment im Inneren zusammen – der Turm erzittert, Funken schlagen aus losen Kabeln.
Drohnen liefern Bilder eines eingeschlossenen Kollegen, der über Funk Lebenszeichen sendet. „Er ist bei Bewusstsein, aber Zeit ist unser Feind“, meldet Einsatzleiter Luca Cari. Messgeräte zeigen instabile Mauern, jeder Hammerschlag könnte den nächsten Kollaps auslösen.
Doch was macht diesen Turm überhaupt so bedeutend?
Das Jahrhundertzeugnis Torre dei Conti

Errichtet 1238 von Riccardo Conti, Bruder Papst Innozenz III., ragte der Turm einst fast doppelt so hoch wie heute und symbolisierte die Macht der Familie über das antike Forum. Travertinverkleidungen, im 16. Jahrhundert abgetragen, glänzten einst wie eine steinerne Rüstung im Sonnenlicht.
Erdbeben von 1349 zerschlugen die Spitze, im 17. Jahrhundert stürzte er mehrfach ein. Die aktuelle Restaurierung, mit EU-Wiederaufbaufonds finanziert, sollte die letzten Kriegsschäden beseitigen und das Monument zum Jubiläumsjahr 2025 erstrahlen lassen.
Und warum konnte es trotz moderner Sicherheitsprotokolle zum Einsturz kommen?
Offene Fragen zur Baustellensicherheit

Gutachter vermuten eine ungesicherte Bohrung oder Vibrationsschäden durch schwere Maschinen. Interne Protokolle sollen zeigen, dass Arbeiter am Morgen tiefe Kernbohrungen gesetzt haben – möglicherweise zu nah an einer bereits geschwächten Pfeilerfuge.
Gewerkschaften prangern „Budgetdruck vor Denkmalschutz“ an, fordern lückenlose Aufklärung. Die Staatsanwaltschaft eröffnet ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung; Bauleiter und Projektstatiker werden vernommen.
Auch die Politik meldet sich inzwischen lautstark zu Wort …
Politischer Druck und kulturhistorische Angst

Bürgermeister Roberto Gualtieri eilt an die Absperrung, Kulturminister Alessandro Giuli verspricht „maximale Transparenz“. Rom fürchtet Imageschäden mitten in der Hauptsaison, Hotels melden erste Stornierungen, Buslinien müssen umgeleitet werden.
Gleichzeitig wächst Sorge um weitere Mittelaltertürme, von denen viele auf römischem Tuff errichtet wurden. Experten plädieren für einen sofortigen „Stresstest“ aller gefährdeten Bauwerke, um ein zweites Torre-Drama zu verhindern.
Am Ende bleibt die zentrale Frage: Wie geht es jetzt weiter – für den Turm und für Rom?
Rekonstruktion, Rettung – und ein fragiles Erbe

Am späten Nachmittag melden Einsatzkräfte: Der eingeschlossene Arbeiter lebt, kann aber erst geborgen werden, wenn Stahlträger die klaffende Südwand sichern. Bis dahin bleibt der Turm eine tickende Zeitbombe mitten im Verkehrschaos von Piazza Venezia.
Ingenieure skizzieren bereits Notdächer und Stahlmanschetten, Restauratoren sprechen von „Operationssaal-Bedingungen“ für das Gestein. Ob der Torre dei Conti jemals wieder in alter Pracht stehen wird, entscheidet sich in den kommenden Stunden – und mit ihm das Vertrauen, dass Roms Geschichte nicht unter dem Gewicht der Gegenwart zerbricht.
Welche Kapitel diese Geschichte morgen schreibt, liegt in den Händen der Retter und der römischen Steine selbst.
