Zahlen, die aufrütteln: Wer wirklich im Haushalt hilft

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Der Alltag in Familien ist häufig durchgetaktet, laut, liebevoll – und herausfordernd. Besonders die Organisation von Haushalt, Betreuung und Beruf verlangt vielen Paaren viel ab. In Zeiten wachsender Diskussionen über Geschlechtergerechtigkeit stellt sich oft die Frage, wie Arbeit zu Hause eigentlich aufgeteilt wird.

Während in vielen Partnerschaften von „Teamarbeit“ die Rede ist, sieht die statistische Realität oft anders aus. Eine neue Zeitverwendungsstudie liefert überraschende Einblicke, die gängige Vorstellungen infrage stellen. Wer übernimmt wie viel? Wer hat wirklich Freizeit – und wer bleibt auf der Strecke? Bevor wir diese Antworten geben, lohnt sich ein Blick auf das Grundsätzliche – denn Hausarbeit betrifft uns alle.

1. Haushalt: Die unsichtbare Arbeit im Alltag

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Wenn wir an Arbeit denken, denken wir oft an Büro, Werkstatt oder Pflegeheim – aber selten an das eigene Zuhause. Dabei ist die Arbeit im Haushalt essenziell für unser tägliches Leben. Kochen, Putzen, Einkaufen, Wäschewaschen – all das fällt unter die sogenannte unbezahlte Care-Arbeit. Sie ist nicht nur zeitraubend, sondern auch körperlich fordernd.

Trotzdem wird sie in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unterschätzt oder gar übersehen. Gerade weil sie selten bezahlt und kaum offiziell erfasst wird, ist ihre Bedeutung umso größer. Wer sie übernimmt – und in welchem Umfang – hat Auswirkungen auf Lebensqualität, Gleichstellung und psychische Gesundheit. Doch wie sieht es konkret in deutschen Haushalten aus? Der nächste Punkt geht dieser Frage auf den Grund.

2. Wie Paare Haushaltsaufgaben aufteilen

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In vielen Beziehungen gibt es einen stillschweigenden „Arbeitsvertrag“, wer was im Haushalt übernimmt. Laut Studien teilen sich heterosexuelle Paare die Aufgaben allerdings selten gleichberechtigt. Selbst wenn beide gleiche Stunden arbeiten, landen Wäsche, Küche und Kinderbetreuung oft bei der Frau. Gründe dafür liegen in traditionellen Rollenvorstellungen, unbewussten Erwartungen und einem Mangel an aktiver Kommunikation.

Interessanterweise geben viele Paare an, dass sie alles „gerecht aufteilen“ – die Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache.
Doch was passiert, wenn aus Paaren Eltern werden? Genau an dieser Stelle zeigen sich besonders deutliche Unterschiede – und das beleuchtet der nächste Abschnitt.

3. Eltern werden – und die Last verschiebt sich

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Wenn Paare ein Kind bekommen, verändert sich nicht nur der Alltag – sondern auch die Verteilung der Hausarbeit. Während viele hoffen, dass beide Elternteile sich gleichermaßen einbringen, passiert in der Praxis oft das Gegenteil: Frauen übernehmen noch mehr, Männer ziehen sich zurück. Besonders Väter reduzieren häufig ihre Beteiligung im Haushalt. Laut Studien verbringen sie weniger Zeit mit Haushaltsaufgaben als kinderlose Männer.

Die Zahlen sind deutlich: Ausgerechnet Väter leisten am wenigsten unbezahlte Arbeit im Haushalt – weniger als Single-Männer. Das wirft nicht nur Fragen zur Gleichstellung auf, sondern auch zur Wertschätzung elterlicher Arbeit. Welche konkreten Zahlen hinter dieser Entwicklung stehen, zeigt der folgende Punkt.

4. Die Zahlen: Väter schneiden am schlechtesten ab

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Laut der aktuellen Zeitverwendungsstudie leisten Väter in Mehrpersonenhaushalten mit Kindern im Schnitt nur eine Stunde und 55 Minuten Haushaltsarbeit am Tag. Frauen in derselben Situation kommen hingegen auf drei Stunden und 42 Minuten – fast das Doppelte. Besonders erstaunlich: Single-Männer erledigen sogar mehr Hausarbeit als Väter.

Sie kommen auf zwei Stunden und vier Minuten täglich. Das bedeutet, mit der Vaterschaft sinkt der Anteil an Haushaltsarbeit – statt zu steigen.
Diese Diskrepanz summiert sich über die Woche auf 13 Stunden Unterschied – mehr als eineinhalb zusätzliche Arbeitstage für Mütter. Was das für ihre Freizeit bedeutet, klären wir im nächsten Punkt.

5. Weniger Freizeit für Mütter – mehr Druck

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Mütter haben deutlich weniger freie Zeit als Väter – insbesondere, wenn Kinder im Haus sind. Laut Studie haben Mütter 26 Prozent weniger Freizeit, die sie allein verbringen können. Am härtesten trifft es alleinerziehende Mütter: Sie haben im Schnitt nur vier Stunden und zwölf Minuten freie Zeit pro Tag – so wenig wie keine andere Gruppe.

Zum Vergleich: Männer in kinderlosen Haushalten genießen über sechs Stunden Freizeit täglich. Diese Zahlen zeigen, dass fehlende Beteiligung an Haushaltsarbeit auch direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität von Frauen hat. Doch was hält Väter eigentlich davon ab, sich mehr einzubringen?

6. Warum machen Väter so wenig im Haushalt?

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Die Gründe für die geringe Haushaltsbeteiligung von Vätern sind vielfältig – und oft tief in der Gesellschaft verankert. Viele Männer sehen sich noch immer primär als Ernährer und weniger als aktive Haushaltspartner. Gleichzeitig fehlt es an Vorbildern und struktureller Unterstützung, etwa durch väterfreundliche Arbeitszeitmodelle.

Zudem werden Haushaltsaufgaben häufig als „nicht männlich“ abgewertet – eine Sichtweise, die veraltete Rollenbilder fortschreibt. Auch der Einstieg in die Elternzeit ist bei Männern oft deutlich kürzer als bei Frauen.
Doch es gibt auch positive Beispiele und neue Bewegungen, die zeigen, dass es anders gehen kann – ein Thema für den nächsten Abschnitt.

7. Was sich ändern muss – und wo Hoffnung liegt

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Die Situation ist zwar ungerecht – aber nicht unveränderlich. Immer mehr junge Väter wünschen sich heute eine aktive Rolle im Familienleben. Einige Unternehmen fördern gezielt Elternzeitmodelle für Männer, und auch die öffentliche Debatte über Care-Arbeit nimmt zu. Wichtig ist jedoch: Es braucht strukturelle Veränderungen, gesetzliche Rahmenbedingungen und einen kulturellen Wandel in der Wertschätzung von Sorgearbeit.

Dazu gehört, dass Männer lernen, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur im Beruf, sondern auch im Haushalt. Nur wenn sich hier wirklich etwas tut, kann die vielbeschworene Gleichberechtigung auch in den eigenen vier Wänden Realität werden.

Interessant: Wie viele Sprachen denken Sie, gibt es auf der Welt?

Weltweit existieren derzeit etwa 7.000 verschiedene Sprachen, wobei die genaue Anzahl je nach Definition variieren kann. Erstaunlicherweise sprechen rund 90% der Weltbevölkerung nur etwa 100 dieser Sprachen, während die restlichen 6.900 Sprachen von weniger als 10% der Menschen gesprochen werden. Diese Vielfalt zeigt sich besonders in Papua-Neuguinea, das trotz seiner geringen Bevölkerung von knapp 9 Millionen Menschen mehr als 800 verschiedene Sprachen beherbergt. Die Dominanz weniger Sprachen und die Bedrohung vieler kleiner Sprachen durch das Aussterben werfen interessante Fragen zur kulturellen Vielfalt und Erhaltung auf.