Gehen junge Frauen zu freizügig ins Büro?

Bild: Gorynvd / Shutterstock.com

In sozialen Netzwerken sorgt derzeit ein Look für Aufsehen, der den Büroalltag gehörig aufmischt: Junge Frauen kleiden sich nach dem Vorbild fiktiver Filmsekretärinnen der 90er – mit viel Figurbetonung, tiefen Ausschnitten und auffälligen Accessoires.

Unter dem Hashtag #officesiren geht dieser Stil auf TikTok viral und löst dabei eine Debatte über Arbeitskleidung, Kompetenz und Weiblichkeit aus. Ist das modische Selbstbewusstsein oder ein Tabubruch im Berufsalltag? Klar ist: Hinter dem neuen Trend steckt mehr als nur eine Stilfrage – und für manche Frauen kann er sogar weitreichende Folgen haben.

1. Der Trend aus dem Netz

Bild: IMAGO / Everett Collection

Der Begriff „Office Siren“ beschreibt einen Stil, der klassische Büromode mit einer verführerischen Note kombiniert. Dabei geht es nicht nur um Outfits, sondern um eine ganze Ästhetik, die durch Social Media befeuert wird.

Auf TikTok posieren junge Frauen in Blusen mit tiefem Dekolleté, Bleistiftröcken und schmalen Brillen – inspiriert von Serien wie „Friends“. Der Trend bricht bewusst mit der Homeoffice-Lässigkeit der letzten Jahre. Statt Jogginghose heißt es jetzt: High Heels und Taillengürtel. Was dabei auffällt: Die Rückkehr zur körperbetonten Silhouette wird gefeiert – zumindest im Netz. In der realen Arbeitswelt sieht das oft ganz anders aus.

2. Zwischen Glamour und Grenzüberschreitung

Bild: TikTok

Was für die einen als modische Selbstverwirklichung gilt, empfinden andere als Provokation. Der Look polarisiert, weil er bewusst mit Erotik spielt – und das im beruflichen Kontext. Der Name selbst ist Programm: Sirenen aus der Mythologie verführten durch ihren Gesang, heute tun es High Heels und Minirock.

Der Trend stellt damit auch die Frage: Wie sexy darf Frau im Büro sein? Besonders in konservativen Branchen sorgt das für Stirnrunzeln. Der Spagat zwischen modischer Freiheit und professionellem Auftreten ist schmal – und kann schnell zu Missverständnissen führen, vor allem dann, wenn Kleidung als Kompetenzkiller wahrgenommen wird.

3. Die Reaktionen im Netz

Bild: SuPatMaN / Shutterstock.com

Online stößt der „Office Siren“-Look auf ein geteiltes Echo. Während einige TikTok-Nutzerinnen den Stil als Ausdruck von Selbstbewusstsein feiern, hagelt es von anderen Kritik. Ein virales Video nennt Frauen im Sirenen-Outfit sogar einen „HR-Verstoß auf zwei Beinen“.

Darunter kommentierte ein User, dass eine Praktikantin wegen eines Lederrocks fristlos entlassen wurde – trotz garantiertem Traumjob. Das Video ging viral, ebenso der Kommentar. Klar ist: Die digitale Öffentlichkeit reagiert sensibel, wenn Mode in Arbeitskontexte dringt. Was auf TikTok gefeiert wird, führt offline zu echten Konsequenzen – und zeigt, wie stark sich virtuelle Trends auf reale Karrieren auswirken können.

4. Dresscode versus Individualität

Bild: TikTok

Für viele Unternehmen ist der Dresscode ein Symbol für Seriosität. Vor allem in Branchen wie Finanzen, Recht oder Versicherungen sind klare Regeln für das äußere Erscheinungsbild üblich. HR-Expertin Susanne Achermann rät deshalb zur Zurückhaltung:

Kleidung sollte Kompetenz unterstreichen, nicht in den Vordergrund rücken. Der „Office Siren“-Look dagegen stellt genau das in Frage – bewusst und öffentlichkeitswirksam. In kreativeren Branchen kann das sogar funktionieren, etwa in Mode, PR oder Werbung. Trotzdem gilt: Individualität ist erlaubt, aber sie sollte nie den Eindruck erwecken, Professionalität sei zweitrangig. Und dieser Eindruck kann bei allzu freizügigen Looks schnell entstehen.

5. Weiblichkeit als Statement

Bild: IMAGO / Photo News

Stylistin Tatjana Kotoric sieht in dem Look auch eine Chance für weibliches Selbstbewusstsein. Figurbetonte Schnitte, hohe Schuhe und klare Konturen – all das könne ein Statement sein. Es gehe nicht immer nur um Erotik, sondern auch um Haltung.

Der „Office Siren“-Trend inszeniert Weiblichkeit auf eine Art, die sonst oft als unpassend galt. Doch warum sollte Stärke nicht auch sexy sein dürfen? Kotoric betont: Einzelne Elemente lassen sich auch elegant kombinieren, ohne zu provozieren. Wer weiß, wie man modisch spielt, kann sich auch im Büro kreativ ausdrücken – vorausgesetzt, man kennt die Grenzen des Settings.

6. Wenn Kleidung zum Risiko wird

@glutenfreejackie

♬ original sound – Jacqueline Lee

So selbstbewusst viele junge Frauen auftreten – der Look birgt reale Risiken. Kündigungen wegen unangemessener Kleidung sind möglich, wenn Dresscodes Teil des Arbeitsvertrags sind. Genau das passierte einer TikTok-Userin, deren Outfit am zweiten Praktikumstag das Aus bedeutete. Der Job: ein sicherer Posten mit sechsstelligem Gehalt.

Der Grund: ein Minirock. Die Szene macht deutlich, wie stark äußeres Auftreten im Berufsleben bewertet wird. Kleidung kann Türen öffnen, aber auch Karrieren kosten. Deshalb raten Expertinnen: Wer modisch auffallen will, sollte vorher die Unternehmenskultur genau kennen – und im Zweifel lieber mit Stil und Zurückhaltung punkten.

7. Fazit: Zwischen Freiheit und Fingerspitzengefühl

Bild: Artie Medvedev / Shutterstock.com

Der „Office Siren“-Look mag auf Social Media Erfolge feiern – im echten Büroalltag ist er ein zweischneidiges Schwert. Mode darf Spaß machen, doch sie sollte nicht zur Stolperfalle werden.

Expertinnen wie Achermann und Kotoric plädieren deshalb für eine gesunde Mischung aus Stil, Strategie und Sensibilität. Wer modisch mutig sein will, sollte sich fragen: Unterstützt mein Outfit meine Rolle – oder überstrahlt es sie? Die Antwort darauf ist selten schwarz-weiß. Aber eines ist sicher: Wer mit Mode spielt, braucht mehr als nur Mut – nämlich auch das Gespür, wann aus Individualität ein Risiko wird.

Interessant: Wussten Sie, dass es einen See gibt, der in drei verschiedene Länder reicht?

Der Bodensee, auch bekannt als Lake Constance, erstreckt sich über drei Länder: Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dieser große See ist nicht nur ein beliebtes Touristenziel, sondern auch eine wichtige Wasserquelle und ein ökologisch bedeutendes Gebiet mit einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten.