
Der Trend „Holidating“ scheint verlockend: Schnell in den Urlaub fahren, den Partner noch nicht richtig kennen, und in einer neuen Umgebung eine aufregende Zeit erleben. Was zunächst wie ein Abenteuer klingt, birgt jedoch viele Risiken. Experten warnen vor dieser Art des Datings, da sie psychologische und soziale Herausforderungen mit sich bringt, die nicht zu unterschätzen sind.
Der Reiz des Urlaubs könnte sich als trügerisch herausstellen, und was zu Beginn wie die perfekte Romanze aussieht, könnte in Enttäuschung und Problemen enden. Warum ist „Holidating“ also eine riskante Angelegenheit?
1. Das vermeintliche Abenteuer: Neue Menschen und neue Orte

Der erste Reiz des „Holidating“ liegt in der Neuheit und Aufregung. Ein Date im Urlaub fühlt sich aufregender und intensiver an als das Kennenlernen in der Heimatstadt. Die exotische Umgebung, die besonderen Erlebnisse und der hohe Grad an Ungezwungenheit verleihen der ersten Begegnung eine emotionale Tiefe.
Doch hinter diesem Zauber verbirgt sich eine Gefahr: Die Verbindung basiert häufig auf der Faszination des Neuen, nicht auf einer wirklich tiefgehenden Kenntnis des anderen. Ein solches Setting kann leicht zu einer verzerrten Wahrnehmung der Person führen – es entsteht eine romantisierte Vorstellung, die der Realität später nicht gerecht wird.
2. Der Vertrauensvorschuss – zu schnell, zu viel

Einer der größten Fehler beim „Holidating“ ist es, viel zu schnell eine zu enge Bindung aufzubauen. Wenn man mit jemandem auf Reisen geht, setzt man in kürzester Zeit auf ein hohes Maß an Vertrauen und Nähe. Doch dieses Vertrauen wird oft nicht durch die normalen, langsamen Schritte des Kennenlernens entwickelt.
Stattdessen entstehen intensive Erlebnisse, die eine falsche Nähe vorgaukeln. Vertrauen kann hier leicht missbraucht werden, da die Partner sich aufgrund der intensiven Erlebnisse überhöhte Erwartungen machen, die in der Realität nicht bestehen.
3. Die fehlende Ausstiegsmöglichkeit

In einem gewöhnlichen Date-Szenario kann man jederzeit flüchten, wenn es unangenehm wird – sei es durch ein einfaches Ende des Treffens oder durch das schnelle Verlassen eines Cafés. Beim „Holidating“ gibt es diese Möglichkeit jedoch nicht. Man sitzt in einem fernen Land, hat den Partner kaum kennengelernt und kann sich oft nicht einfach zurückziehen, wenn etwas schiefgeht.
Streitigkeiten oder unerwartetes Verhalten des anderen Partners können sich dadurch verstärken, weil man in einer eingeschränkten Umgebung keine Auswege hat. Dies kann zu unangenehmen Situationen führen, in denen man sich emotional überfordert fühlt.
4. Psychologische Fallen: Der Urlaubsfaktor

Studien zeigen, dass Menschen in einer neuen, aufregenden Umgebung dazu tendieren, sich zu sehr von den emotionellen Erlebnissen leiten zu lassen. Der Stress, der durch das Reisen und das Erleben neuer Eindrücke entsteht, kann die Wahrnehmung der anderen Person verzerren. In solchen Momenten scheint der Partner oft attraktiver oder interessanter, als er es in einer neutralen Umgebung wäre.
Das Ergebnis ist, dass man sich während des Urlaubs verliebt, jedoch nach der Rückkehr in den Alltag feststellen muss, dass die echte Verbindung fehlt und die Gefühle plötzlich weniger intensiv sind.
5. Romantische Erwartungen und die Realität

Ein weiterer gefährlicher Aspekt des „Holidating“ ist die romantische Projektion. Der Urlaub selbst ist mit vielen positiven Gefühlen und Erwartungen verbunden, was dazu führt, dass Singles ihre Partnerwahl idealistisch sehen. Diese rosarote Brille kann die reale Persönlichkeit des Gegenübers überschatten.
Wenn die Flitterwochenstimmung dann endet und der Alltag wieder eintritt, wird oft ein schmerzhafter Realitätsverlust erlebbar – der Partner entspricht nicht den Erwartungen, und die Beziehung zerbricht schnell.
6. Emotionale Abhängigkeit durch intensive Erlebnisse

Die intensiven Erlebnisse eines gemeinsamen Urlaubs führen oft zu einer Form von emotionaler Abhängigkeit. Man fühlt sich verbunden, weil man gemeinsam viel durchgemacht hat – von der Ankunft bis zum Abschied. Diese Bindung ist jedoch oft nicht nachhaltig, da sie mehr auf der äußeren Situation als auf einer echten, tiefen Verbindung basiert.
Wenn man dann wieder in den gewohnten Alltag zurückkehrt, wird der Unterschied zwischen der gefühlten Nähe im Urlaub und der emotionalen Realität im eigenen Umfeld schnell deutlich. Das Resultat ist oft Enttäuschung und Frustration.
7. Langfristige Auswirkungen auf das Selbstvertrauen

Nach einem gescheiterten „Holidating“-Erlebnis kann das Selbstvertrauen der betroffenen Person erheblich geschwächt werden. Die Person fühlt sich enttäuscht und möglicherweise sogar betrogen von ihren eigenen Gefühlen und der Wahrnehmung des Partners.
Solche Erlebnisse können dazu führen, dass Singles vorsichtiger und misstrauischer werden, was das künftige Vertrauen in Beziehungen beeinträchtigt. Darüber hinaus führt die Enttäuschung auch zu einem Gefühl des Versagens und einer negativen Einstellung gegenüber künftigen Dating-Erfahrungen.